Mein beruflicher Kontakt zu den „Blaulicht-Organisationen“ hat sich seit der Ausbildung zum Notfallseelsorger spürbar intensiviert. Jüngst haben wir binnen weniger Wochen auch privat nachgelegt.
Episode 1
Gemeinsam geht’s in den Wald – Tochter und Sohn auf Laufrädern, zunächst hochmotiviert. Als Lust und Energie schlagartig sinken, lassen wir die Gefährte an einer Kreuzung zurück – säuberlich an einen Baum gelehnt –, um das nächste Stück Weg zu Fuß zurückzulegen.
Als wir eine halbe Stunde später zurückkommen, stoßen wir auf ein wild gestikulierendes Spaziergänger-Trio. Welches die verwaisten Räder entdeckt, sorgenvoll die nähere Umgebung abgesucht, andere Passanten befragt … und nun bereits die Polizei verständigt hat. Die lässt sich glücklicherweise gleich wieder abbestellen (ob sie überhaupt vorbeigeschaut hätte?!).
Wir stehen Rede und Antwort, zeigen Verständnis, bleiben dann aber doch etwas ratlos. Soll ab sofort ein einlaminierter erklärender Zettel mit ins Gepäck? „Hier geschah kein Verbrechen – gehen Sie gelassen weiter …“
Episode 2
Frau (auf Fahrrad) und Sohn (auf Laufrad, aber nicht weniger flott) brechen Richtung Kindergarten auf, um Tochter abzuholen. Nach wenigen Metern wird meine Frau Zeugin eines heftigen Treppensturzes einer Nachbarin. Sie alarmiert sofort den Rettungsdienst. Sohn hat von dem Vorfall nichts mitbekommen und setzt seine Fahrt seelenruhig (aber flott) fort.
Ich werde dazugerufen, kann unseren Sohn aber auf die Schnelle nicht ausfindig machen. Nach einem besorgten Blick auf die benachbarte Hauptstraße – dort tönt bereits das Martinshorn – beschließe ich, den Weg zum Kindergarten abzufahren. Ohne Erfolg. Eine Erzieherin bringt die ob meiner Verspätung verstimmte Tochter nach Hause – ich melde mich bei der Polizei. Die erfahrene Beamtin empfiehlt uns Aufgabenteilung: Eine/r sucht, eine/r bleibt zu Hause …
Zurück am Ort des Geschehens – der Rettungseinsatz ist schon erfolgreich abgeschlossen – riskiere ich nochmal einen Gang Richtung Hauptstraße. Und finde unseren Sohn plötzlich … vor dem Eingang zum Bäcker. Dort wartet er fröhlich auf Mama – in Erwartung der Brezel, die ihm kurz vorher noch in Aussicht gestellt wurde, und begeistert vom Anblick des unweit parkenden „Dadidada“ …
Mirjam Lydia Renz:
Amos und der Löwe...: